Massai

Reisebericht aus dem Sanella-Album Afrika

=========================================

Seite 29

In der Ferne sahen wir eines Tages einen Höhenzug, den wir am nächsten Tage zu überqueren hatten. Am Fuß dieser Gebirgskette entdeckten wir eine kleine Plantage. Der Besitzer, ein alter Engländer, der uns freudig begrüßte, baute hier Zuckerrohr und Kokosnüsse an. Die Siedlungen der Eingeborenen, die für ihn arbeiteten, lagen in der Nähe der Blockhütte. Hier gab es sogar ein Radio. Der Engländer bot uns seine Gastfreundschaft an, und wir freuten uns mächtig, als wir nach langen Monaten der Abgeschiedenheit wieder einen deutschen Radiosender hören konnten. Nach den Entbehrungen der letzten Tage waren wir gern bereit, vor der Überquerung des Höhenzuges noch etwas auszuruhen. Jeder nutzte die Zeit auf seine Weise. Böhlau bemühte sich, vor dem Spiegel sitzend, das Gestrüpp seines Bartes zu beseitigen. Das schien gar nicht so leicht. Er schnitt furchtbare Grimassen, da und dort zeigten leichte Blutspuren die Härte des Kampfes.

.

Dr. Freytag hatte sich in eine stille Ecke zurückgezogen und kaute nachdenklich auf seinem Bleistift. Er mußte die in den letzten Tagen vernachlässigten Aufzeichnungen nachholen. Frank dagegen saß lustig pfeifend auf einem umgekehrten Eimer, um ihn herum lagen die Bestandteile seiner geliebten Kamera, die er mit größter Sorgfalt putzte. Ich benutzte die Gelegenheit, die Plantage zu durchstöbern und unterhielt mich gern mit unserem Gastgeber. Dabei beklagte sich dieser, daß im vergangenen Jahr eine Herde von dreißig Elefanten seine Bananenplantage überrannt habe und die ganze Ernte vernichtete. Der Engländer interessierte sich sehr für unsere Arbeit, und bis in die frühen Morgenstunden hockten wir zusammen und berichteten von unseren Erlebnissen. Ein selbstgebrauter Zuckerrohrschnaps machte immer wieder die Runde. Dabei erhielten wir auch den Rat, Mtakayko, den stolzen, stattlichen Massaihäuptling, aufzusuchen.

.

BEI DEN KRIEGERISCHEN MASSAI

Der Marsch durch die nach den Massai genannte Steppe ging durch welliges Gelände. Täglich gegen Mittag niedergehende Regengüsse verwandelten die vielen Mulden in Morast. Eines Abends erstieg ich eine Felsspitze, von der man einen weiten Ausblick auf die Steppe genoß. Dunkle Schirmakazien und lichte Grasflächen harmonierten mit den scharfen Profilen der emporragenden Bergkuppen. Die wuchtige Pyramide des Meruberges und der schneegekrönte Kilimandscharo bildeten in der untergehenden Sonne einen großartigen Hintergrund. Vor mir lag die eigenwillige Form eines Massaikrals. Wir waren am Ziel. Bei Mtakayko fanden wir freundliche Aufnahme, nachdem wir unsere üblichen Geschenke verteilt hatten. Stolz zeigte uns der Häuptling sein Dorf. In der Mitte befand sich der Viehkral, um diesen herum gruppierten sich die vielen kuppelartigen Wohnhütten. Das ganze Dorf war von einem starken, dornigen, sehr hohen Zaun umgeben. Er schützte den Kral vor den Überfällen wilder Tiere. In den Höfen, die die niedrigen lederbedeckten Zelthütten umgaben, riefen die Elmoran, so heißen die Massaikrieger, ihren Sowei (Gruß) zu.

.

 Bildrückseite 36

 Bildrückseite 37

 

 

 

 

Massai, Massaikrals, Massaikrieger, Uganda, Kenia, Tanganyika, Tansania